Das wichtigste in Kürze

  • Kennzahl für Liquidität: Die DPO zeigen, wie lange ein Unternehmen seine Lieferantenrechnungen offenhält. Ein hoher Wert sichert Liquidität, kann aber das Vertrauen belasten.
  • Richtig interpretieren: Ein hoher DPO bringt mehr finanziellen Spielraum, birgt aber Skontoverluste und Reputationsrisiken. Ein niedriger DPO stärkt die Lieferkette, bindet jedoch Kapital.
  • So wird DPO berechnet: DPO = (durchschnittliche Verbindlichkeiten / Wareneinsatz) × 365 – bei 120 Mio. € Verbindlichkeiten und 600 Mio. € Wareneinsatz ergibt sich eine Kreditorenlaufzeit von 73 Tagen.

Die Days Payable Outstanding (DPO), im Deutschen als Kreditorenlaufzeit bezeichnet, geben Auskunft darüber, wie lange ein Unternehmen seine Lieferantenverbindlichkeiten durchschnittlich offenhält. Was zunächst wie eine rein operative Kennzahl wirkt, ist in Wahrheit ein wichtiger Stellhebel für das Liquiditätsmanagement und die Optimierung des Working Capital.

Ein gut gesteuertes DPO-Verhalten schafft finanziellen Spielraum, ohne die Beziehungen zu Lieferanten zu belasten.

Berechnung der Days Payable Outstanding

Die Berechnung der Days Payable Outstanding liefert eine quantitative Grundlage, um die durchschnittliche Zahlungsfrist eines Unternehmens zu ermitteln. Die Standardformel lautet:

Days Payable Outstanding (DPO)

Wichtige Komponenten der Berechnung:

  • Durchschnittliche Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen: Diese ergeben sich aus dem Mittelwert der Verbindlichkeiten zu Beginn und Ende des Betrachtungszeitraums.
  • Wareneinsatz (Cost of Goods Sold): Umfasst die direkten Kosten für die Herstellung oder den Einkauf der verkauften Produkte bzw. erbrachten Leistungen.
  • Zeitraum: In der Regel wird mit 365 Tagen gerechnet, um eine Jahresbasis herzustellen.

Beispiel:

Ein Unternehmen hat durchschnittliche Verbindlichkeiten aus LuL von 120 Mio. € und einen Wareneinsatz von 600 Mio. €. Die DPO beträgt:

DPO = (120 Mio. € / 600 Mio. €) × 365 = 73 Tage

Das bedeutet: Im Durchschnitt bezahlt das Unternehmen seine Lieferanten nach 73 Tagen.

Interpretation der DPO-Werte

Was ein hoher DPO-Wert bedeutet

Ein hoher DPO-Wert signalisiert, dass ein Unternehmen seine Rechnungen spät bezahlt.

Das kann positiv sein:

  • Mehr Liquidität bleibt im Unternehmen
  • Zeit für Investitionen oder Lageraufbau
  • Keine Fremdfinanzierung nötig

Aber:

  • Skonto-Optionen gehen verloren
  • Lieferantenbeziehung leidet
  • Verhandlungsspielräume sinken

Was ein niedriger DPO-Wert bedeutet

Ein niedriger DPO-Wert signalisiert, dass ein Unternehmen seine Rechnungen früh bezahlt.

Das kann vorteilhaft sein:

  • Frühzeitige Zahlungen stärken das Vertrauen der Lieferanten
  • Skonto-Rabatte werden konsequent genutzt
  • Stabile Lieferketten auch in Krisenzeiten möglich

Aber:

  • Weniger Liquidität im Unternehmen verfügbar
  • Weniger Spielraum für kurzfristige Investitionen
  • Finanzielle Flexibilität sinkt

Die richtige Balance finden

Es gibt keinen „optimalen“ DPO-Wert, der für alle Unternehmen gilt. Entscheidend ist die Balance zwischen Liquiditätsoptimierung und Lieferantenbindung. Branchenvergleiche und Benchmarks helfen, die eigene Position richtig einzuordnen.

Gerade im Zusammenspiel mit anderen Kennzahlen wie Days Sales Outstanding (DSO) und Days Inventory Outstanding (DIO) wird deutlich, welche Rolle die Kreditorenlaufzeit im gesamten Cash Conversion Cycle spielt.

Strategien zur Optimierung der DPO

Ist die Kreditorenlaufzeit einmal transparent erfasst und im Branchenkontext bewertet, stellt sich die zentrale Frage: Wo liegen konkrete Optimierungspotenziale und wie lassen sie sich realisieren, ohne Risiken für Lieferantenbeziehungen oder Prozessstabilität einzugehen?

1. Zahlungsziele aktiv verhandeln

Ein zentraler Hebel zur DPO-Optimierung liegt in der aktiven Gestaltung der Zahlungsbedingungen. Viele Unternehmen nutzen ihre Verhandlungsspielräume nicht konsequent aus, insbesondere bei langjährigen oder stark abhängigen Lieferantenbeziehungen.

Beispielhafte Steuerung:

Zahlungsziele von 30 auf 45 oder sogar 60 Tage zu erweitern, schafft messbaren Liquiditätsspielraum. Vorausgesetzt, die Beziehung zum Lieferanten bleibt stabil.

2. Skonto gezielt nutzen oder gezielt ablehnen

Nicht jedes Skonto-Angebot ist wirtschaftlich sinnvoll. Ein realistischer Vergleich zwischen Skonto-Vorteil und Liquiditätsbedarf hilft bei der Entscheidung, ob ein früherer Zahlungsausgang lohnenswert ist oder ob längere Zahlungsfristen den höheren Mehrwert bringen.

Tipp:

Ein standardisiertes Skonto-Monitoring in SAP Analytics Cloud (SAC) ermöglicht die gezielte Steuerung: Wo wird Skonto genutzt? Wo wird es verschenkt? Wo wäre ein späterer Zahlungszeitpunkt sinnvoller?

3. Kreditorenbuchhaltung digitalisieren und harmonisieren

Manuelle Prozesse und heterogene Buchhaltungsstrukturen führen häufig zu ineffizienten Zahlungsabläufen. Die Einführung automatisierter Workflows, beispielsweise mit SAP Invoice Management oder SAP S/4HANA, reduziert Durchlaufzeiten, erhöht die Transparenz und schafft die Voraussetzung für eine steuerbare DPO-Strategie.

Ziel:

Zahlungen nicht zu früh, aber auch nicht ungewollt zu spät ausführen. Die optimale Steuerung gelingt nur, wenn Freigaben, Workflows und Systemdaten aufeinander abgestimmt sind.

4. Lieferantenklassifizierung einführen

Nicht jeder Lieferant ist gleich wichtig oder gleich verhandlungsstark. Durch eine systematische Segmentierung in strategische, operative und einmalige Lieferanten lassen sich Zahlungsstrategien gezielt differenzieren.

Beispielhafte Steuerung:

  • Strategische Lieferanten: Skonto nutzen, stabile Beziehung sichern
  • Operative Lieferanten: Standardisierte 45-Tage-Zahlungsziele
  • Einmallieferanten: Möglichst lange Zahlungsfrist nutzen

Diese Logik lässt sich in SAP-Systemen über Kreditorengruppen und abgestimmte Zahlungsbedingungen abbilden.

5. Transparenz durch Analytics schaffen

Eine datenbasierte Sicht auf die Kreditorenlaufzeit ist Grundvoraussetzung für ihre Optimierung. Auch hier hilft die SAP Analytics Cloud, denn sie ermöglicht detaillierte Auswertungen zu DPO-Trends, Zahlungszeitpunkten und Benchmark-Abweichungen, sowohl auf aggregierter als auch auf Einzelbelegebene.

Vorteil:

Statt pauschaler Steuerung können gezielte Maßnahmen auf Basis von Daten ergriffen werden. Abgestimmt auf Geschäftseinheiten, Regionen oder Lieferanten.

Ralf Kothe

Ihr Ansprechpartner Ralf Kothe

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