Das wichtigste in Kürze

  • Über 90 % der SAP-anwendenden Unternehmen haben laut Horváth bereits mit der Migration zu S/4HANA begonnen, der Wechsel wird zunehmend als strategische Chance für Prozessvereinfachung und datenbasierte Steuerung genutzt.
  • SAP S/4HANA ermöglicht durch die In-Memory-Datenbank SAP HANA sowie die SAP Analytics Cloud eine Echtzeit-Auswertung großer Datenmengen und damit fundiertere Entscheidungen im Tagesgeschäft.
  • Zu den häufigsten Herausforderungen zählen laut PwC und LeanIX komplexe Altsysteme, ein hoher Anpassungsgrad und mangelhafte Stammdaten. Eine strukturierte Vorbereitung mit klarer Datenstrategie und Fachbereichseinbindung ist deshalb entscheidend für den Erfolg

Die Migration zu SAP S/4HANA ist ein zentraler Schritt hin zu einer zukunftsfähigen IT-Landschaft. Unternehmen schaffen damit die technische Basis für eine integrierte, datenbasierte Steuerung.

Dabei geht es nicht nur um die Ablösung eines alten ERP-Systems. Die Umstellung bietet die Gelegenheit, gewachsene Prozesse kritisch zu prüfen, Datenmodelle zu vereinheitlichen und Reportingstrukturen neu zu denken.

Ein S/4HANA-Projekt ist komplex. Es erfordert klare Zielbilder, abgestimmte Verantwortlichkeiten und ausreichend Zeit. Ad-hoc-Entscheidungen oder unklare Zuständigkeiten führen oft zu kostspieligen Verzögerungen.

Was spricht konkret für den Umstieg? Welche Datenvorteile lassen sich realisieren? Und wie lässt sich eine Migration aus Data-Analytics-Perspektive so gestalten, dass sie dauerhaft Nutzen stiftet?

Warum sollte man auf SAP S/4HANA umsteigen?

Die Entscheidung für eine Migration zu SAP S/4HANA wird in vielen Unternehmen nicht ausschließlich durch technische Notwendigkeiten bestimmt. Vielmehr erkennen immer mehr Führungskräfte die strategischen Potenziale, die mit dem Wechsel auf die moderne ERP-Plattform verbunden sind.

Laut einer Studie von Horváth haben über 90 Prozent der SAP-anwendenden Unternehmen bereits mit der Transformation begonnen. Viele befinden sich aktuell noch in der Umsetzungsphase, während rund 30 Prozent den Go-Live bereits abgeschlossen haben.

SAP S:4HANA Migration aus Data Analytics Sicht

Quelle: https://www.consultancy-me.com/news/10495/90-of-companies-kicked-off-their-sap-s4hana-implementation-process

Ein häufiges Motiv für den Umstieg ist die Konsolidierung fragmentierter Systemlandschaften. Gerade Unternehmen, die durch Fusionen oder Übernahmen gewachsen sind, stehen oft vor der Herausforderung, unterschiedliche ERP-Systeme zu harmonisieren. SAP S/4HANA bietet hier die Möglichkeit, Prozesse zu vereinheitlichen und eine konsistente Datenbasis zu schaffen.

Die technologische Grundlage bildet die In-Memory-Datenbank SAP HANA, mit der große Datenmengen in Echtzeit verarbeitet werden können. Das eröffnet neue Perspektiven für datenbasierte Entscheidungen sowie die Integration fortschrittlicher Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) oder dem Internet of Things (IoT).

Nicht zuletzt spielt auch die Zukunftssicherheit eine Rolle. SAP entwickelt S/4HANA kontinuierlich weiter, während der Support für ältere Systeme schrittweise abläuft. Unternehmen, die frühzeitig umsteigen, profitieren von regelmäßigen Funktionserweiterungen und schaffen eine belastbare Grundlage für ihre digitale Weiterentwicklung.

Welche Vorteile bringt eine S/4HANA-Migration?

Kurz zusammengefasst – diese Vorteile stehen im Vordergrund:

  • Echtzeitdaten sorgen für schnellere und fundierte Entscheidungen
  • Verschlankte Datenmodelle reduzieren Komplexität und Aufwand
  • Technologische Offenheit ermöglicht den Einsatz von KI, IoT und Cloud-Services

Mit SAP S/4HANA erhalten Unternehmen eine Plattform, die Daten in Echtzeit auswertet und Geschäftsprozesse transparenter abbildet. Statt zeitverzögerter Auswertungen stehen aktuelle Kennzahlen sofort bereit. Ein klarer Vorteil für Controlling, Logistik oder Vertrieb.

Das vereinfachte Datenmodell reduziert redundante Strukturen, senkt Betriebskosten und macht das System insgesamt schlanker und wartungsärmer. Gleichzeitig öffnet S/4HANA die Tür für moderne Technologien: Über die SAP Business Technology Platform lassen sich Cloud-Dienste, Machine Learning oder IoT-Anwendungen integrieren.

Auch die Benutzeroberfläche überzeugt: SAP Fiori ist intuitiv, mobil nutzbar und steigert so die Akzeptanz im Alltag. Wer heute auf S/4HANA migriert, schafft eine stabile Grundlage für datenbasierte Entscheidungen und künftige Innovationen.

Welche Migrationsmethoden für SAP S/4HANA gibt es?

Drei gängige Ansätze im Überblick:

Die Wahl der geeigneten Migrationsmethode hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die bestehende Systemlandschaft, die strategischen Ziele des Unternehmens und der gewünschte Grad an Prozessveränderung.

Der Greenfield-Ansatz bietet die Möglichkeit, Geschäftsprozesse grundlegend zu überdenken und neu zu gestalten. Dies kann insbesondere für Unternehmen vorteilhaft sein, die ihre Prozesse standardisieren und vereinfachen möchten. Allerdings erfordert dieser Ansatz einen höheren Aufwand in Bezug auf Zeit und Ressourcen.

Der Brownfield-Ansatz ermöglicht eine schnellere Migration, da bestehende Prozesse und Daten übernommen werden. Dies kann die Implementierungszeit verkürzen und die Akzeptanz bei den Mitarbeitenden erhöhen. Allerdings besteht die Gefahr, dass ineffiziente Prozesse aus dem Altsystem übernommen werden.

Der Bluefield-Ansatz kombiniert Elemente beider Methoden, indem er eine selektive Migration von Prozessen und Daten ermöglicht. Dies bietet Flexibilität und kann sowohl die Vorteile der Prozessoptimierung als auch der schnellen Implementierung vereinen.

Die Entscheidung für eine der Methoden sollte auf einer gründlichen Analyse der Unternehmensanforderungen und -ziele basieren.

SAP S/4HANA Migration vorbereiten, durchführen und stabilisieren – So gelingt die Umsetzung in der Praxis

Die Migration erfolgt in 3 Phasen: 

  • Vorbereitung: Systemlandschaft analysieren, Zielbild entwickeln, Datenbereinigung und Stakeholder einbinden
  • Durchführung: Technische Umsetzung, inklusive Tests, Schnittstellenprüfung und Benutzerabnahme
  • Stabilisierung: Go-Live begleiten, frühzeitig unterstützen und kontinuierlich optimieren

Eine gelungene S/4HANA-Migration beginnt mit einer realistischen und klar strukturierten Vorbereitung. Wer zu früh mit der Technik startet, ohne vorher Prozesse, Datenqualität und Zielbild zu klären, riskiert teure Umwege. In der Planungsphase lohnt es sich, mit Tools wie dem SAP Readiness Check oder dem Custom Code Analyzer einen Überblick über die bestehende Systemlandschaft zu gewinnen. Dabei sollten auch Eigenentwicklungen, Altdaten und Schnittstellen unter die Lupe genommen werden.

Im nächsten Schritt geht es an die eigentliche Umsetzung. Je nach gewählter Migrationsstrategie (Greenfield, Brownfield, Bluefield) unterscheiden sich die Abläufe.Zentral bleiben aber: die technische Migration des Systems, eine saubere Datenübernahme, Integrationstests sowie eine intensive Testphase mit den Fachbereichen. Besonders wichtig ist, dass Key-User früh eingebunden werden, nicht nur für die Abnahme, sondern auch als Multiplikatoren im Unternehmen.

Nach dem Go-Live folgt die Phase, die in Projekten oft unterschätzt wird: die Stabilisierung. In dieser Zeit zeigt sich, wie robust Prozesse wirklich laufen. Engmaschiges Monitoring, klare Supportstrukturen und gezielte Nachjustierungen helfen, Kinderkrankheiten schnell zu beheben. Auch der Fokus auf Training und Change-Management sollte hier nicht nachlassen, denn nur wenn die Anwender:innen sicher mit dem System arbeiten, entfaltet S/4HANA seinen vollen Nutzen.

Was sind Herausforderungen bei der Migration?

Laut einer Studie von PwC und LeanIX aus dem Jahr 2023 zählen diese drei Punkte zu den häufigsten Stolpersteinen bei der Migration auf SAP S/4HANA:

  • Komplexe Legacy-Landschaften: historisch gewachsene IT-Strukturen mit vielen Altmodulen, Schnittstellen und Eigenentwicklungen
  • Hoher Anpassungsgrad: zahlreiche individuelle Erweiterungen im bestehenden ERP-System, die nicht ohne Weiteres übertragbar sind
  • Unsauber gepflegte Stammdaten: Dubletten, Inkonsistenzen oder unklare Verantwortlichkeiten in der Datenhaltung

https://www.pwc.de/de/strategie-organisation-prozesse-systeme/the-state-of-sap-s4-hana-transformation.pdf

Quelle: https://www.pwc.de/de/strategie-organisation-prozesse-systeme/the-state-of-sap-s4-hana-transformation.pdf

Besonders in heterogenen IT-Umgebungen wird schnell deutlich, wie aufwändig es ist, bestehende Systeme und Datenflüsse zu analysieren und konsistent in die neue Architektur zu überführen. Hinzu kommt die Herausforderung, unterschiedliche Interessen aus Fachabteilungen, IT und Management zu vereinen, nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch. Gerade bei internationalen Rollouts oder Konzernstrukturen mit mehreren ERP-Instanzen steigt der Abstimmungsaufwand erheblich.

Auch die Integration bestehender Anwendungen, etwa SaaS-Lösungen, Drittsysteme oder Altdatenarchivierungen, wird häufig unterschätzt. Ohne ein durchdachtes Schnittstellenkonzept und einheitliches Datenmodell drohen Medienbrüche oder redundante Datenhaltung.

Darüber hinaus zeigt die Praxis: Ein unzureichendes Change-Management kann den Projekterfolg gefährden, selbst bei technischer Stabilität. Wenn Prozesse neu gestaltet werden, Systeme anders aussehen und Rollen sich ändern, sind Schulungen, Kommunikation und klare Verantwortlichkeiten entscheidend. Andernfalls drohen Akzeptanzprobleme, Parallelstrukturen oder ineffiziente Workarounds.

Data Analytics im Zentrum der Migration: Warum die Perspektive entscheidend ist

Die Migration zu SAP S/4HANA eröffnet nicht nur technische Möglichkeiten, sondern auch die Gelegenheit, die eigene Datenstrategie neu auszurichten. Ein wesentlicher Bestandteil dabei ist die frühzeitige Einbindung von Data-Analytics-Anforderungen.

Ein konsistentes, durchgängig nutzbares Datenmodell bildet die Grundlage dafür. Die in S/4HANA integrierte SAP Analytics Cloud stellt Funktionen für Analysen, Visualisierungen und Auswertungen bereit, die sich direkt in operative Prozesse einbinden lassen. Damit lassen sich Entscheidungsgrundlagen auf einer zentralen Datenbasis abbilden.

Um diesen Nutzen wirksam einzubinden, empfiehlt es sich, bereits in der Planungsphase zentrale KPIs, Datenquellen und Analysebedarfe zu definieren. Auch Fragen zur Datenqualität und zur Bereitstellung von Auswertungen über unterschiedliche Ebenen hinweg sollten frühzeitig geklärt werden. Ein strukturiertes Datenmanagement und eine enge Verbindung zwischen operativen Abläufen und analytischer Sichtweise leisten dabei einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen der Migration.

Checkliste für eine erfolgreiche S/4HANA-Migration

1. Fachbereiche frühzeitig einbinden

Beziehen Sie die relevanten Abteilungen bereits in der Planungsphase mit ein, nicht erst bei der Abnahme. So lassen sich Anforderungen an Prozesse, Reporting und Analysen von Anfang an realistisch erfassen.

2. Ressourcen realistisch planen

Erarbeiten Sie einen konkreten Ressourcenplan für IT, Fachbereiche und externe Partner. Berücksichtigen Sie dabei Projektphasen, Schulungsbedarf sowie laufende operative Belastungen.

3. Bestehende Prozesse systematisch analysieren

Dokumentieren und analysieren Sie die relevanten Geschäftsprozesse, etwa in Logistik, Compliance oder Transportmanagement. Entscheiden Sie, welche Prozesse übernommen, angepasst oder neu aufgesetzt werden sollen, insbesondere mit Blick auf Datenzugriff und Auswertbarkeit.

4. Eigenentwicklungen bewerten und selektieren

Prüfen Sie vorhandene Eigenentwicklungen (z. B. Z-Programme) auf ihre Relevanz. Was kann entfallen, was lässt sich mit SAP-Standardfunktionen oder über moderne Erweiterungen (wie die SAP Business Technology Platform) besser abbilden?

5. Clean Core konsequent umsetzen

Minimieren Sie individuelle Modifikationen im SAP-Kernsystem. Nutzen Sie offizielle Erweiterungspunkte und Schnittstellen, um die Updatefähigkeit und Wartbarkeit des Systems langfristig zu sichern.

6. Pilotumgebung aufsetzen und testen

Führen Sie ein Pilotprojekt durch, um die Migration und neue Prozesse in einem kontrollierten Rahmen zu erproben. Nutzen Sie die Erkenntnisse, um Optimierungen vorzunehmen und Risiken frühzeitig zu erkennen.

7. Migration strukturiert durchführen

Setzen Sie den Migrationsplan in klar definierten Schritten um, inklusive Tests, Dokumentation und enger Abstimmung mit Key-Usern. Halten Sie bewusst Raum für Anpassungen und Iterationen offen.

8. Nach der Migration gezielt stabilisieren

Prüfen Sie nach dem Go-Live systemübergreifend, ob Prozesse zuverlässig laufen und Auswertungen korrekt funktionieren. Planen Sie ausreichend Kapazitäten für Schulungen, Support und kontinuierliche Nachbesserungen ein.

Michael Löbbert

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